Stellen Sie sich einmal vor, ein Personaler hat 100 Bewerbungen vorliegen. Ihm fehlt natürlich die Zeit, alle Bewerber persönlich kennenzulernen. Zuerst sortiert er nach Qualifikationen aus. Dann bleiben aber immer noch gut 50 Personen übrig. Doch wonach entscheiden, wenn man Lebenslauf und Anschreiben schon gecheckt hat? Hier kommt das Bewerbungsfoto ins Spiel. Es vermittelt dem Personalverantwortlichen einen ersten optischen Eindruck von Ihnen. Deshalb ist es umso wichtiger, mit einem professionellen Bild zu überzeugen. Neben Sympathie oder Professionalität, möchte man aber noch Kompetenz ausstrahlen. Damit Sie es schaffen, alle diese relevanten Punkte auf ihrem Foto zu vereinen, haben wir hier die wichtigsten Tipps zu Make-Up, Frisur und Co. für Frauen zusammengefasst.
1. Kleidung
Natürlich lässt sich keine allgemeingültige Aussage über die richtige Kleidung auf dem Bewerbungsfoto treffen, denn je nach Branche, Unternehmen oder angestrebter Stelle gibt es große Unterschiede. Damit Sie wissen, was in welchem Beruf angebracht ist, haben wir hier die wichtigsten Tipps zum Thema Kleidung aufgelistet.
Für konventionelle Berufe und bei einer Bewerbung auf eine Führungsposition sollten Sie auf Ihrem Foto entweder ein Kostüm oder einen dunkelblauen / grauen Hosenanzug in Kombination mit einer weißen Bluse tragen. Wollen Sie sich zum Beispiel als Kindergärtnerin bewerben, wäre ein Kostüm etwas übertrieben. In diesem Fall reicht eine schicke Bluse in einer gedeckten Farbe für das perfekte Bild Ihrer Bewerbung vollkommen aus. Dies gilt ebenfalls bei der Bewerbung für kreative Berufe. Überdies kann Frau auch ein Halstuch oder einen feinen Schal zu der Bluse kombinieren.
Denken Sie außerdem daran, bei der Kleidung auf dem Bewerbungsbild immer zu gedeckten Farben zu greifen, die nicht von Ihrem Gesicht ablenken, sondern dieses positiv hervorheben. Töne wie Blau, Grau oder Weiß sind hier eine gute Wahl. Grün, Gelb, Orange oder Lila werden den Personaler wahrscheinlich weniger ansprechen. Auch zu viel Haut oder ein zu tiefer Ausschnitt sind ein absolutes No-Go. Bei manchen Berufen ist außerdem ein Ganzkörperfoto gefragt. Hier sollte der Rock mindestens zu den Knien reichen und auch der Schuhabsatz sollte nicht mehr als sechs Zentimeter betragen.
Ausschnitt: Wie schon angesprochen, ist ein zu tiefer Ausschnitt eigentlich absolut tabu. Aber, was genau „zu tief“ bedeutet, darüber scheiden sich die Geister. Denn ein tiefer Ausschnitt auf dem Bewerbungsfoto soll tatsächlich eine Auswirkung auf die Entscheidung des Personalers haben. Zumindest sind Forscher der Universität Paris-Sorbonne zu dieser Erkenntnis gekommen. Nach ihren Ergebnissen lassen sich Arbeitgeber unterbewusst vom Dekolleté weiblicher Bewerberinnen auf ihren Bewerbungsfotos beeinflussen. Daraus resultiert, dass freizügige Kandidatinnen auf 19 Mal mehr Einladungen zu einem Vorstellungsgespräch, als ihre schicklicher gekleideten Mitbewerberinnen kommen.
Sind Sie sich bezüglich Ihres Outfits immer noch unsicher, können Sie einen Blick auf die Unternehmenshomepage werfen. Diese ist eine super Quelle, um zu recherchieren, welcher Kleidungsstil in Ihrem Wunschunternehmen herrscht. Jedoch sollten Sie bei Ihrer Anpassung nicht übertreiben. Beispielsweise wäre ein magentafarbenes Tuch oder ähnliches für die Bewerbung bei der Telekom zu viel des Guten
2. Make-Up
Eine weitere, oft schwierige Entscheidung ist bei Frauen wohl das Make-Up. Durch Kajal, Lidschatten oder Rouge kann Frau sich gekonnt in Szene setzen – oder eben nicht. Denn Schminke ist zwar perfekt geeignet, um Hautunreinheiten zu verstecken oder das Gesicht auf dem Foto frisch und gesund wirken zu lassen, jedoch darf es nicht zu künstlich und schrill wirken. Damit Sie auf Ihrem Foto mit einem natürlichen Make-Up überzeugen, haben wir hier ein paar nützliche Regeln für den perfekten Business-Look zusammengestellt.
Lippen: Hier sollten Sie für Ihr Foto auf knallige oder sehr dunkle Farben verzichten. Der rote Lippenstift gehört dann doch eher in Ihre Freizeit und nicht auf das Bewerbungsfoto. Greifen Sie hier lieber auf natürliche Nuancen zurück wie Apricot, Beige, Braun und Rosé, denn Nudetöne haben unterbewusst einen positiven Effekt auf den Betrachter: Obwohl sie kaum wahrnehmbar sind, lassen sie das Gesicht frisch und natürlich wirken.
Augen: Für strahlende Augen sollten Sie mit bläulicher Iris auf Braun-und Rottöne zurückgreifen. Zu grünen Augen passen Lilatöne und braunen Augen schmeichelt blau-grauer Lidschatten am besten. Sie sollten außerdem darauf achten, dass die Töne nicht zu knallig oder bunt sind, denn auch hier gilt: Weniger ist mehr. Gleiches gilt für Kajal, Eyeliner und Mascara.
Make-Up oder Puder: Am Tag des Shootings sollten Sie glänzende/s Cremes/Make-Up vermeiden und eher auf mattierende Puder zurückzugreifen. Achten Sie auch darauf, dass sie einen natürlichen Ton wählen, der zu Ihrer Haut passt. Mit hässlichen Make-Up Rändern an Hals oder Haaransatz lässt sich sicher NICHT punkten.
Rouge und Bronzer: Sie geben dem Gesicht einen zusätzlichen Frischekick und sorgen für leichte Konturen. Verwenden Sie für das Foto aber nicht zu viel davon.
Am besten nehmen Sie Ihre wichtigsten Make-up Utensilien mit zum Fotografen, somit können Sie bei Bedarf nochmal nachpudern oder etwas nachbessern. Für Ungeübte bieten viele Fotostudios zudem ein Komplettpaket mit einem Styling durch eine professionelle Visagistin und anschließendem Fotoshooting an.
Sollten Sie sich nun immer noch Gedanken über Ihr Make-Up machen, überlegen Sie sich einfach, wie Sie im Berufsalltag aussehen wollen. Wie werden Ihre Chefs oder Kollegen Sie tagtäglich zu Gesicht bekommen?
3. Frisur
Bei den Haaren zählt vor allem eins: Sie sollen gepflegt aussehen und nicht das Gesicht bedecken. Ansonsten sind Sie recht frei bei der Wahl Ihrer Frisur. In erster Linie sollten Sie sich aber wohlfühlen. Dabei sind sowohl Zopf als auch offene Haare erlaubt. Weniger beliebt sind hingegen bunt gefärbte Haare, aufwendige Hochsteckfrisuren oder ein starker Ansatz. Wobei die Anforderung von Branche zu Branche oder je nach Position variieren, denn bei der Bewerbung als Friseur / Friseurin können „buntere“ Haare durchaus in Ordnung sein. In anderen Unternehmen werden aber oft natürliche Töne (blond, rot, braun, schwarz) bevorzugt.
Als Faustregel gilt hier: Je höher die Position des Jobs oder je konservativer das Unternehmen, desto schlichter und teilweise gediegener sollte Ihre Frisur sein. Untersuchungen zu diesem Thema zeigen sogar, dass Führungspositionen eher Bewerbern mit maskulinen Zügen zugetraut werden als gleichen mit femininem Auftreten. Wer hoch hinaus möchte, sollte auf seinem Foto also möglichst maskulin und „stark“ wirken. Hier können neben kurzen Haaren auch ein einfacher Dutt oder Zopf Wirkung zeigen.
4. Körper
Auch wenn er auf dem Bewerbungsfoto nicht immer zu sehen ist, kann der Körper Einfluss auf den Personaler nehmen. Eine Studie der Universität Potsdam und der City-Universität in New York fand beispielsweise heraus, dass Frauen stärker als Männer nach ihrem Gewicht beurteilt werden. Demnach sind Mitarbeiterinnen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 21,5 im Berufsleben am erfolgreichsten.
Eine weitere Rolle spielt die Körpergröße. Wenn Bewerberinnen kleiner als der Durchschnitt sind, stehen die Karrierechancen, laut einer Langzeitstudie des deutschen Wirtschaftsforschers Olaf Hübler, besser als bei ihren größeren Kolleginnen. Die optimale Körpergröße soll 1,60 Meter betragen. Doch auch wenn Sie größer sind, sollten Sie den Kopf nicht hängen lassen, denn jeder weiß: Ausnahmen bestätigen die Regel.
Außerdem kann Frauen eine überdurchschnittliche Attraktivität Steine in den Weg legen. So beschreibt es zumindest eine Studie der Ben-Gurion Universität in Israel. Laut ihr haben attraktivere Frauen schlechtere Chancen auf einen Traumjob als durchschnittlich gut aussehende Mitbewerberinnen. Ein vermutlicher Grund könnten die weiblichen Personalverantwortlichen sein, die sich beim Betrachten der Bewerbungen unbewusst von ihrer Eifersucht lenken lassen.
5. Schmuck und Accessoires
Hier ist Vorsicht geboten. Für Ihr Bewerbungsfoto sollten Sie definitiv von zu viel und sehr auffälligem Schmuck absehen. Sie lenken nur von Ihrer Person ab und lassen das Foto oft überladen wirken. Brillen sind hingegen in Ordnung, solange die Augen nicht zu klein wirken. Des Weiteren sollten Sie darauf achten, dass Sie die Bilder bei einem professionellen Fotografen erstellen lassen, der Sie so fotografieren kann, dass keine Reflexion in der Brille zu sehen ist. Bittet er Sie deshalb die Brille abzulegen, zeugt das nicht gerade von seinem Können.
Abschließend lässt sich sagen, dass das Bewerbungsfoto viele Fettnäpfchen bereithält, die Ihre Bewerbung schnell abwerten können. Aus diesem Grund sollte dem Bewerbungsfoto genauso viel Aufmerksamkeit geschenkt werden wie dem Anschreiben und Lebenslauf. Denn: Mit einem professionellen Bewerbungsfoto in Kombination mit einer guten Bewerbung haben Sie sehr gute Chancen auf ein Vorstellungsgespräch. Und klappt es einmal nicht, denke Sie immer daran: Personaler sind auch nur Menschen und treffen mitunter subjektive Entscheidungen. Was dem einen gar nicht gefällt, kann bei dem nächsten total gut ankommen.
Zum Abschluss haben wir noch eine Checkliste mit den wichtigsten Tipps für das perfekte Bewerbungsfoto zusammengestellt: