Auch wenn das Foto in der Bewerbung seit 2006 nicht mehr verpflichtend ist: Wer es in seiner Bewerbungsmappe hinzufügt, sollte sich über dessen Wichtigkeit bewusst sein. Personaler nutzen die Chance, sich via Foto ein erstes Bild vom Bewerber zu machen. Sie prüfen, ob der potenzielle Mitarbeiter sympathisch aussieht und versuchen den Charakter zu bestimmen. Die kleinsten Faktoren können zu Irritationen führen und beim Personaler einen falschen Eindruck hinterlassen.

Bei der Frage, ob Piercings oder Tattoos auf Bewerbungsbildern erlaubt sind, gehen die Meinungen auseinander. Der erste Eindruck zählt und kann Türen öffnen oder eben verschließen.

Eine eindeutige Antwort auf diese Frage zu liefern, ist fast unmöglich. Wie so oft im Leben ist die Antwort: „Kommt darauf an.“ Nicht etwa, um sich herauszureden, sondern vielmehr, weil weder die Frage noch die Antwort für eine Bewerbung / ein Bewerbungsfoto verallgemeinert werden können. Was auf den einen zutrifft, kann bei dem nächsten schon wieder als unpassend gelten.

Worauf ist zu achten?

DIE BRANCHE

Die Branche kann bei einer ersten Orientierung helfen. Für welche Tätigkeit und in welcher Branche wollen Sie sich bewerben? Hier ist ganz klar zu differenzieren. In handwerklichen Berufen und mittlerweile auch in so manchem Büroberuf stellen Piercings oder Tattoos kein Problem mehr dar. In solchen Berufen kommt es vor allem auf das Können an. Das äußere Erscheinungsbild steht meist erst an zweiter Stelle. Sie würden doch auch nicht im Anzug mit Krawatte zum Vorstellungsgespräch in einer Autowerkstatt kommen, oder? Natürlich ist trotzdem auf ein gepflegtes Erscheinungsbild beim Bewerbungsgespräch zu achten.

Im Businessbereich hingegen werden Piercings oder Tattoos absolut nicht gerne gesehen, was am professionellen Auftreten gegenüber dem Kunden festzumachen ist. Wer gepierct ist, bekommt schnell Adjektive wie „ungepflegt“ oder „nicht seriös“ angedichtet. Genau so ist es mit Tätowierungen. Sie sind erst seit kurzer Zeit im Trend und bei vielen Unternehmen unbeliebt. Man darf nicht vergessen: Bis in die 1990er Jahre waren sie überwiegend unter Kriminellen verbreitet und hatten daher eher ein schlechtes Image. Auch wenn sie sich mittlerweile an Beliebtheit erfreuen und sich selbst Stars ihre Arme voll-tätowieren lassen, werden die Körperverzierungen nicht vollständig akzeptiert oder verboten. Beispielsweise erlauben manche Betriebe ihren Mitarbeitern Tattoos, wenn sie nicht im sichtbaren Bereich liegen und sich verstecken lassen.

Wichtig sind auch die Positionen, auf die Sie sich Ihre Bewerbungen ausrichten. Als Sekretärin ist ein Piercing vermutlich eher geduldet als auf einem Managerposten.

WO UND WAS?

Wo haben Sie Piercings und wie viele davon? Kann man das Tattoo auch verdecken? Oft sind die Stelle und die Anzahl entscheidend. Ein einzelnes Steinchen an der Nase wirkt auf dem Bewerbungsfoto ganz anders als mehrere Piercings im Gesicht. Bei Tätowierungen ist es hingegen etwas schwieriger. Sieht man sie auf Bewerbungsfotos, befinden sie sich meistens im Kopf- und Halsbereich oder an den Händen. Diese Stellen sind ohnehin auffällig und eher umstritten. Trotzdem wird ein kleines Tattoo sicherlich besser ankommen, als ein komplett tätowierter Hals

Sehr entscheidend ist auch die Art des Körperschmucks. Das eben schon genannte Steinchen an der Nase hat eine ganz andere Wirkung, als es ein Ring an gleicher Stelle hätte. Generell kommen beim Arbeitgeber einzelne Kugeln oder Steinchen besser an als Ringe. Sei es nun an der Nase, den Augenbrauen oder der Lippe. Vermutlich, weil diese kleiner, somit unauffälliger sind und mit ihnen eher ein modisches Accessoire als eine Rebellion assoziiert wird.

Bei Tätowierungen ist es ähnlich. Kleine, elegante Motive kommen mitunter besser an, als ein großes Tribal auf dem Arm oder Sterne, die den ganzen Hals runterlaufen. Außerdem haben Tattoos gegenüber Piercings einen wichtigen Vorteil: Je nach Stelle, kann man sie super verstecken. Werden sie auf der Arbeit niemals sichtbar sein, müssen Sie im Bewerbungsgespräch nicht unbedingt erwähnt werden.

Fazit

Wie Sie sehen, ist es schwierig eine eindeutige Aussage über Tattoos und Piercings auf dem Bewerbungsfoto zu treffen. Wichtig ist es, eine positive Ausstrahlung auf dem Bild Ihrer Bewerbung zu haben und das Interesse an Ihrer Person zu wecken. Das Piercing oder Tattoo sollte auf jeden Fall zu Ihnen als Person passen und nach Möglichkeit auch zur beruflichen Laufbahn. Diese Art von Schmuck könnte auch ein Kriterium dafür sein, ob der ausgewählte Beruf überhaupt zu Ihnen passt.

Es bleibt zu überlegen, wie Sie sich darstellen möchten. Wenn Sie das Piercing oder Ihre Tätowierungen für das Bewerbungsfoto verstecken, was tun Sie beim Vorstellungsgespräch? Und wenn Sie den Job schließlich bekommen? Überlegen Sie sich ganz klar, was Sie wollen. Wie stehen Sie zu Ihrem Körperschmuck, was sind Ihnen diese Freiheiten oder der Job wert? Für das weitere Vorgehen sprechen sie am besten auch mit Ihrem Fotografen, der wird Ihnen mit Sicherheit den ein oder anderen Tipp geben können.